Von ihrem Optimismus lernen

Auch die 34 Handwerksmeister, die jetzt bei der Kreishandwerkerschaft Hanau ihre goldenen und silbernen Meisterbriefe überreicht bekamen, mussten in ihrem Berufsleben Krisen überstehen

Hanau. Krisenzeiten hat es immer wieder gegeben. Und auch die rund 60 Handwerker, die jetzt wieder zur Weihnachtsfeier der Handwerkssenioren im Casino der Kreishandwerkerschaft Hanau zusammengekommen waren, haben solche durchschritten. Wirtschaftliche und manch einer auch persönliche Krisen. „Doch sie alle haben sich nicht unterkriegen lassen. Einfach weiter gemacht“, sagte Landrat Thorsten Stolz. Die Handwerkssenioren seien der Beweis dafür, dass man auch in Zeiten wie diesen nie den Mut und den Optimismus verlieren sollte, sprach der Verwaltungschef des Main-Kinzig-Kreises aufmunternde Worte. Er gehörte zu den Ehrengästen der Weihnachtsfeier, genauso wie die heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert, Landrat a.D. Karl Eyerkaufer, die Hanauer Stadträtin Monika Nickel, Heike Hengster, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hanau sowie der Vizepräsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Joachim Wagner.

Sie wohnten der Ehrung von 34 verdienten Handwerksmeistern bei. 19 von ihnen erhielten den silbernen Meisterbrief, weil sie vor 40 Jahren ihre Prüfung zum Handwerksmeister bestanden hatten. Für 15 weitere war dieser große Augenblick in einem Handwerkerleben schon 50 Jahre her. Sie bekamen den Meisterbrief in Gold. Die Ehrung nahmen diesmal stellvertretend für den verhinderten Kreishandwerksmeister Martin Gutmann die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Hanau, Nicole Laupus, sowie der Obermeister der Elektroinnung, Walter Ebert, vor.

Bei Kaffee und Kuchen im festlichen geschmückten Casino plaudern die Meister über vergangene Zeiten, aber auch über aktuelle Probleme der Branche. Denn auch wenn man aus dem aktiven Berufsleben schon ausgeschieden sei, verliere man nie den Kontakt zu seinem Handwerk, sagt Harald Borse. Der 80-Jährige hat seinen goldenen Meisterbrief bereits vor einigen Jahren bekommen, wie er bei Kaffee und Kuchen erzählt. Und obwohl er sein Geschäft längst verkauft hat, studiert der ehemalige Kfz-Meister immer noch die Fachliteratur, um sich über die neuesten Entwicklungen der Autoindustrie auf dem Laufenden zu halten. Und wenn Borse so erzählt, dann spürt man die Leidenschaft für seinen Beruf, die noch immer in dem Unternehmer brennt. Der Österreicher brachte es in Dörnigheim vom Tankstellenbesitzer zum Chef eines Autohauses mit rund 80 Mitarbeitern. Und wenn man ihn fragt, was das Besondere seiner Schaffenszeit gewesen sei, dann muss er nicht lange überlegen: „Das war der enge Kontakt zum Kunden. Wir waren nicht nur auf Rendite aus. „Wir wollten den Menschen helfen“, sagt er. Ölkrise, damit verbundene Fahrverbote: „Auch wir haben schwere Zeiten durchlebt“, kann er den anfänglichen Worten des Landrates nur zustimmen.

Neben ihm sitzt an diesem Nachmittag Wolfgang Wambach, der gekommen ist, um sich seinen silbernen Meisterbrief abzuholen. Vor 40 Jahren hat er seine Meisterprüfung im Maler- und Lackiererhandwerk mit Erfolg bestanden. Der Steinheimer arbeitet nach wie vor in seinem kleinen Unternehmen, das er mittlerweile mit seiner Tochter Melanie führt. „Und so lange meine Tochter mich noch haben will, mache ich auch noch weiter“, sagt der 68-Jährige und lacht. Er hat seine Nische gefunden, verdient sein Geld vor allem mit dem Denkmalschutz. Leere Auftragsbücher kennt Wambach nicht. „Wir arbeiten viel mit Kalk und Lehm auf Ökobasis“, sagt er. Seine Tochter hat eine Ausbildung als Restauratorin absolviert. Und auch der Seniorchef hat sich nie auf dem Erreichten ausgeruht, sondern viele Fortbildungen besucht, um stets auf dem technisch aktuellen Stand des Handwerks zu bleiben.

Und wenn Borse und Wambach, die beiden erfahrenen Meister, dem Nachwuchs einen Rat geben sollten, dann diesen: „Bleibt nicht stehen, geht mit der Zeit“, sagen sie. Die beiden haben sich an diesem Nachmittag bei der Weihnachtsfeier erst kennengelernt und viel zu erzählen. Aus zwei unterschiedlichen Leben und Gewerken. Aber vereint sind sie in der Liebe zum Handwerk.

 

Meisterbriefe erhielten folgende Handwerkssenioren:

Silberne Meisterbriefe:

Dachdecker: Karl-Heinz Heil (Schlüchtern); Elektrotechniker: Wilhelm Hofer (Hanau), Dieter Melk (Sinntal), Siegfried Neis (Gelnhausen); Feinwerkmechaniker: Kurt Heißig (Nidderau); Fleischer: Michael Bernecker (Hanau), Norbert Langer (Bruchköbel), Helmut Lebeau (Nidderau), Reinhard Rathey (Bruchköbel); Fliesen-, Platten- und Mosaikleger: Manfred Lehnert (Hanau); Informationstechniker: Ernesto Canosa (Hanau); Installateur und Heizungsbauer: Dietmar Hesse (Maintal); Maler und Lackierer: Rüdiger Gaussmann, Wolfgang Wambach (beide Hanau); Maurer und Betonbauer: Armin Lotz (Nidderau); Metallbauer: Raffaele Buonomo (Hanau), Karl-Heinz Hahn (Schöneck); Raumausstatter: Burkhard Wehner (Nidderau); Zimmerer: Hartmut Fucker (Erlensee).

Goldene Meisterbriefe:

Dachdecker: Wilfried Bretthauer (Neu-Isenburg); Elektrotechniker: Klaus Anzinger (Gründau), Manfred Hock (Hammersbach); Feinmechaniker: Dieter Bohlender (Erlensee); Fliesen-, Platten- und Mosaikleger: Wolfgang Weiss (Großkrotzenburg); Friseur: Rainer Herzog (Bruchköbel), Wolfgang Engelschalk (Maintal), Siegfried Groll (Hanau); Informationstechnik: Peter Sonnabend (Bad Orb); Maler- und Lackierer: Horst Hoffmann (Hanau), Udo Lewin (Neuberg), Herbert Reiss (Schöneck); Metallbauer: Hans-Joachim Hölz (Maintal); Tischler: Wolfgang Halbschmidt (Langenselbold); Zimmerer: Franz Winterstein (Langenselbold).

Zahlreiche Handwerksmeister erhielten im Rahmen der Senioren-Weihnachtsfeier der Kreishandwerkerschaft Hanau jetzt silberne und goldene Meisterbriefe.

Zwei, die sich bei Kaffee und Kuchen austauschten: Kfz-Meister Harald Borse (links) und Maler und Lackierermeister Wolfgang Wambach.