Hanau/Bruchköbel – Gute Nachrichten aus der Elektro-Innung: Der Fortbestand der Hanauer Traditionsfirma Blum ist gesichert. Seit dem 1. April ist das Unternehmen Teil der artbau-Familie mit Sitz in Bruchköbel. Mit Erleichterung reagierte man auch bei der Kreishandwerkerschaft Hanau auf die Nachricht. Die Firma Elektro Blum war seit jeher Mitglied der Elektro-Innung Main-Kinzig und liegt zudem in direkter Nachbarschaft des KH-Sitzes an der Martin-Luther-King-Straße.
Immer mehr mittelständische Unternehmen, aber auch alteingesessene Handwerksfirmen müssen schließen, weil es keine Nachfolger gibt, die das Geschäft übernehmen. „Dieses Schicksal wollte ich unserer Firma ersparen“, sagt Christoph Blum, bis vor kurzem Geschäftsführer des gleichnamigen Elektrobetriebs.
„Blum bleibt aber Blum. Der Name wird sich nicht ändern. Das war mir und meiner Familie sehr wichtig“, so Blum. Dass die Firma am gleichen Standort, mit dem gleichen Namen und den selben Mitarbeitern weitergeführt werde, sei er nicht nur den Mitarbeitern selbst, sondern auch den langjährigen Stammkunden des Unternehmens schuldig gewesen, sagt der 63-Jährige. „Ich wollte weder die Mitarbeiter noch die Kunden von einem Tag auf den anderen im Regen stehen lassen.“ Zu den größten Kunden des Unternehmens zählt die Stadt Hanau sowie der Großmetzger Brandenburg mit seinen zwei Niederlassungen im Rhein-Main-Gebiet.
Kreishandwerksmeister Martin Gutmann lobte die Weitsicht des ehemaligen Geschäftsführers. Die Familie habe rechtzeitig die Weichen gestellt und somit die Existenz der Firma gesichert. „Christoph Blum gibt damit ein gutes Beispiel für andere alteingesessene Handwerksmeister, die vor der gleichen Situation stehen und keinen Nachfolger für ihren Betrieb haben“, sagte Gutmann.
Die Firma Blum wurde 1961 von Heinz Blum an der Hanauer Kattenstraße gegründet. Der Seniorchef und langjährige Vorsitzende von Hanau 93 zog mit seiner Firma später in den Klausenweg und dann schließlich an die Martin-Luther-King-Straße, wo man noch einmal den Standort wechselte, als sich an der Straße ein größeres Grundstück zum Kauf bot.
Die 2500 Quadratmeter sowie das Gebäude gehen in den Besitz des neuen Eigners über. Die Firma Blum war Teil der drei „B“ (Blum, Becker und Beinhorn), die gemeinsam mit der Firma Ebert die größten Elektrounternehmen in Hanau bildeten. Die Firma Becker endete in der Insolvenz, die Firma Beinhorn wurde mehrfach übernommen. So ist die Firma Blum das letzte noch existente „B“.
Für Christoph Blum war die Übergabe der Firma ein Entschluss, der lange gereift und auch wohlüberlegt war. Seine zwei Kinder haben studiert und sind in die Wissenschaft gegangen. Tochter Annabell promoviert im Fach Biochemie und sein Sohn in den Ingenieurwissenschaften, sie leben beide im Ausland. Da sei sehr früh klar gewesen, dass es einen Nachfolger aus der eigenen Familie nicht geben werde, so der Unternehmer. „Das kann man von den Kindern auch nicht erwarten, die Zeiten haben sich eben geändert“, sagt er. Der Entschluss, die Firma einmal in fremde Hände zu geben und sie auf diese Weise zu erhalten, sei noch im Einverständnis mit seinem Vater getroffen worden, der vor zwei Jahren verstarb.
Begünstigt habe die Entscheidung zudem, dass mit der Firma artbau kein fremdes Unternehmen die Geschäfte übernimmt. Man kenne sich von vielen Baustellen, sagt Stefan Betz, der neue Geschäftsführer der Elektro Blum GmbH. Stefan Betz führt gleichzeitig auch die BDH Elektro GmbH, ein weiteres Unternehmen der „artbau“-Familie, die jetzt ebenfalls an der Martin-Luther-King-Straße sitzen wird und sich vor allem auf den Bereich erneuerbare Energien spezialisiert hat. Mit der Zusammenführung der beiden Firmen an einem Standort schaffe man Synergien.
Einer, der die Unternehmensgeschichte gut kennt, ist Elektromeister Günter Dörr, der seit nunmehr 58 Jahren in der Firma Blum beschäftigt ist und auch mit seinen 73 Jahren noch regelmäßig in die Werkstatt kommt. „Das spricht für das gute Betriebsklima“, sagt er, der nicht der einzige langjährige Mitarbeiter im Betrieb ist. Und auch unter dem neuen Eigner wird Dörr der Firma Blum weiterhin verbunden bleiben. „Seine Expertise ist hier nach wie vor gefragt“, sagt Stefan Betz.
Der neue Geschäftsführer betrachtet es als großen Vorteil, dass man das klassische Elektrogeschäft weiterhin über den bekannten Namen Blum weiterbetreiben könne. Die Zahl der Mitarbeiter solle weiter wachsen.
