Sicherer Start in einen Zukunftsberuf

Fast 100 Teilnehmer beim Lehranfängertag der Innung für Elektro- und Informationstechnik in Hanau

Hanau. Zukunftsberuf. Das war wohl der am meisten verwendete Begriff beim Lehranfängertag der Innung für Elektro- und Informationstechnik Main-Kinzig. „Ohne Strom läuft in unserem Alltag und in unserem Leben gar nichts. Ohne Strom wird weder die Energiewende noch die Digitalisierung umzusetzen sein“, sagte Obermeister Mike Lorenz. Das sei mittlerweile auch vielen jungen Leuten bewusst geworden, weshalb die Elektrobranche nach wie vor stabile Auszubildendenzahlen vorweisen könne und sich weniger Sorgen um den Nachwuchs machen müsse wie andere Branchen des Handwerks. Diesmal konnte sich Lorenz sogar über einen Rekord freuen: 96 von insgesamt 112 Lehrlingen versammelten sich morgens in aller Frühe im Hof vor dem Berufsbildungs- und Technologiezentrums an der Martin-Luther-King-Straße in Hanau - so viele wie noch nie, seitdem der Tag vor einigen Jahren eingeführt worden war. Es waren noch mehr gekommen als sich im Vorfeld angemeldet hatten.

Sie gehören jetzt zu den insgesamt 46 000 Auszubildenden des Elektrohandwerks in Deutschland. „Ihr seid jetzt Teil dieser Handwerksmacht“, sagte Mike Lorenz und lieferte den jungen Leuten noch ein paar Eckdaten ihres Berufstands. In Deutschland gibt es insgesamt 49 000 Elektrobetriebe mit 530 000 Beschäftigten, die für einen Umsatz von über 80 Milliarden Euro im Jahr sorgen.

Die Innung ruft die neuen Lehrlinge alljährlich zum Ausbildungsbeginn zusammen, um ihnen zu einem guten, vor allem aber auch sicheren Start in den Beruf zu verhelfen. Denn der Beruf des Elektronikers gehöre auch zu den Gefahrenberufen, erläuterte Werner Bonin vom Fachverband Elektro- und Informationstechnik Hessen. Er ist für die Schulung zur Arbeitssicherheit zuständig, ein ganz wichtiger Punkt des eintägigen Lehrgangs. Die meisten Unfälle, so berichtete Bonin, passierten jedoch nicht im Umgang mit dem Strom, sondern auf der Leiter oder dem Gerüst. Da sei Bruder Leichtsinn oftmals Ursache für leichte aber auch schwere Verletzungen, sagte Bonin mit erhobenem Zeigefinger.

Nach wie vor wichtig sei jedoch auch, wie man sich als junger Handwerker bei Kunden zu benehmen habe, so Obermeister Lorenz. Für den Knigge im Handwerk war am Lehranfängertag Daniela Zahrt von der AOK zuständig. Sie unterrichtete die Berufsstarter über die richtigen Verhaltensweisen und Kommunikationstechniken beim und im Umgang mit dem Kunden.

Etwas müde, aber dennoch glücklich schaute an diesem Morgen einer der neuen Lehranfänger rein. „Ich habe schon eine Woche wirklich harte Arbeit hinter mir“, berichtete der 18-jährige Daniel Wasik, der beim Familienunternehmen Elektro Prell in Maintal eine Ausbildung begonnen hat. Warum die Elektrobranche? „Weil Elektroniker ein Beruf mit Zukunft ist“, so Wasik überzeugt. Ein Ziel hat er sich auch schon gesteckt: „Ich möchte unbedingt eines Tages den Meister machen und vielleicht auch den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.“ Dafür sind die Voraussetzungen so gut wie nie. Denn auch in der Elektrobranche gibt es viele Unternehmen, die ohne Nachfolger dastehen und in den nächsten Jahren neue Besitzer suchen.

Einer der erfahrensten Neulinge, die sich am Lehranfängertag im BTZ vorstellten, war Wasem Hafser-Jawi, ein 34-jähriger Syrer, der schon in seinem Heimatland im Betrieb seines Vaters, ebenfalls ein Elektriker, gearbeitet hat. Um vollständig als Elektriker in Deutschland anerkannt zu werden, hat sich der Vater zweier Kinder im Alter von vier und acht Jahren dazu entschieden, in Deutschland einen Neustart hinzulegen, wenngleich er eine um ein Jahr verkürzte Ausbildung absolvieren darf. Fünf Jahre hat er in Syrien bereits als Elektriker gearbeitet. „Es ist mein Traumberuf“, sagt Hafser-Jawi, der vor acht Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam und ausgezeichnet Deutsch spricht. Er hat einen Lehrvertrag bei der Firma Wagner in Nidderau-Ostheim unterschrieben. Vom Lehranfängertag versprach er sich vor allem, neue Kollegen kennenzulernen und auch schon einmal ins BTZ zu schnuppern. Dort wurden die Neuen von den Ausbildungsmeistern Holger Gries und Richard Link in Empfang genommen, die ihnen die Räumlichkeiten zeigten, in denen sie in den nächsten dreieinhalb Jahren ihre überbetriebliche Ausbildung erhalten.

Obermeister Mike Lorenz mit den neuen Auszubildenden